Laura Gentile's Blog: Croque-Melpomene
March 2, 2025
Eros | sensual poetry
the marks you left on my body, the marks that speak the language we evoked
have been changing colours ever since you left before traffic hit the city
I have done nothing but observe my body since you’ve made yourself a part of me
I have done nothing but look at you, feel you, within me, in my memory
…
die Kennzeichen die dich schildern unter meiner Haut, die Merkmale unserer Sprache
haben sich verfärbt seit du gegangen bist bevor der Verkehr die Stadt verwüstet hat
nichts anderes habe ich getan als meinen Körper wahrzunehmen, zu begutachten
seit du ein Teil von mir wurdest, nichts, außer dich in mir wiederzufinden, ständig
my own drawing © Laura Gentile 2025 | IG: croque_melpomene
Eros | sensual poetry
make sure that, before you go, you leave your scent all over me
and what am I supposed to do with this thing pumping in my chest
pumping in your direction, towards you
this intense muscle, I’m loving your body without touch
…
vergewissere dich, dass du deinen Geruch in mir hinterlässt bevor du gehst
was soll ich denn nur tun mit diesem Gegenstand der in meiner Brust pocht
in deine Richtung pocht, dir entgegen
dieser aufdringliche Muskel, berührungslos verzehre ich deinen Körper
my own drawing © Laura Gentile 2025 | IG: croque_melpomene
Eros | sensual poetry
what would this carpet have to endure
if you wouldn’t be reaching out with tied hands
how would you feel inside my body
how would you move
…
was würden wir diesem Teppich abverlangen
wenn du nicht mit gefesselten Händen nach mir greifen würdest
wie würdest du dich bloß anfühlen in meinem Körper
wie würdest du dich bewegen
my own drawing © Laura Gentile 2025 | IG: croque_melpomene
September 25, 2024
Blickwinkel
ich höre dich noch in mir
ich hole dich zurück aus mir
weil du so klingst als wäre es
vertraut gemeinsam zu sterben
du bewegst dich und mein Körper
erinnert sich, es sind deine Augen
tief unter meiner Haut, deine Schritte
hinter meinem Rücken, ich weiß
wie deine Lippen mir begegnen
wie dein Geruch mich durchströmt
wie du mich anfasst ohne dich zu rühren
rieche nach mir, ich rieche nach dir
wälze dich, bitte, hier ist meine Haut
hier sind meine Haare, der Tod macht mir
nichts aus so wie du mich ansiehst
hellwach lasse ich dich in mir leben
und zu Worte kommen, hör’ bloß nicht auf zu atmen
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
September 17, 2024
Momentaufnahme | ein Gedicht
so fühlt sich das also an, so als stürbe ich ohne etwas dafür tun zu müssen
ich will kein Wasser, ich will Haut, ich brauche keine Früchte, ich brauche
seine Stimme, meinen Namen in seinem Mund, so wie er klingen soll
ich würge und ich verlerne Schritte in meinem Namen zu gehen
ich kann nur liegen, die Zahnbürste ist zu schwer, mein Spiegelbild gleicht
mir nicht, ich taste meinen Körper ab, was machst du mit mir
in meinem Schlafzimmer geht die Welt unter, was bedeute ich
mir wurde etwas genommen, ein Bild an das ich glaubte
an dem ich festhielt, ich dachte es sei so frei, so lebendig
ich muss hier weg, ich habe keine Knochen mehr
Hunger und Durst habe ich nur nach dir, ich habe dich satt
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
Gesamtkunstwerk | ein Gedicht
ich habe dir dabei zugesehen wie du dich kaltgestellt hast
so als gäbe es mich nicht mehr, so als hätte es mich schon eine ganze
Weile nicht mehr gegeben, weil es sie gibt, weil es uns nicht mehr gibt
doch das wusste ich nicht, denn du bist dieser Sprache nicht mächtig
die Innensprache die an das Herz geknüpft ist, mein Körper wusste es
kannte sie in dir, sie stand dir ins Gesicht geschrieben, wortlos
deine Augen verweigerten meine, hast mich abgestellt
so jetzt ist es aber gut, ich klebte an der Skulptur unserer Finger
ich muss meißeln, dachte ich, ich komm’ nicht los
meine Haut ist ein nasser Fetzen Papier, zieh’ bloß nicht an mir
an was habe ich denn noch geglaubt als ich kalt auf meiner Seite lag
hoffend dass sich im Schlüsselloch etwas regt das zu mir gehört
was bringst du mit nach Hause, es schlägt etwas in deiner Brust
und ich lüge mich in den Schlaf.
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
September 16, 2024
Randskizzen | ein Gedicht
alles liegt auf dem Boden und das Bett wirkt entstellt
jetzt, vereinsamt, die Wahrheit stirbt unter der Decke
es war einmal, Verlust ist das erste Wort, Erlebnis holt es ein
ich habe dich erlebt, mir fehlt die Geliebte die ich war
ich habe beobachtet wie die Liebe aus deinen Augen verschwindet
wie dein Körper nicht mehr zu meinem findet
dieser Wohnung wurden die Knochen gebrochen
ich bin eine Abhängige, ich greife nach dir und werde erinnert
mein Körper wollte sich nicht mehr ernähren lassen
ich starrte die Wanddecke an und wusste, gleich war es das letzte Mal
ich werde mich entziehen, muss mich einem Bild in meinem Kopf
entreißen, ich habe in deinen Armen nichts mehr zu suchen
da wo ich mich gefunden habe, meine Nachtruhe war an dein Atmen gebunden
und jetzt rolle ich Koffer nach Koffer die Straße entlang
die Arme tun mir weh, ich kann mich immer noch nicht ganz halten
du hast mich mit Sprachlosigkeit entfernt, mich in den Liebesentzug gestürzt
an den Nagel gehängt wie ein zerkritzeltes Blatt Papier, wortlos, abgenutzt
ich habe etwas geträumt in diesen vier Wänden und habe gemerkt
ich bin in diesem Traum allein, Wolken, dein Geruch, verblasst.
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
March 24, 2024
Stimmwechsel | Seelenspiegel
let’s say I did not break my body
let’s say I made it back into my body
knowing that I’m still dead
that no matter what I still took my own life
how would my body acknowledge my presence
that I walked myself to my death
that I decided it needed to die the way I did
I wonder how my body would react to me
didn’t it always know
wasn’t it always part of the plan, the exit route
a contributing factor in itself
would you, my body, reject me now
a foreign part that stopped belonging
would you withdraw your trust
I traumatised my own body
every move would be a trust issue
but without you I couldn’t have moved
without you I couldn’t have existed in the first place
without you I couldn’t have died
you knew that anything could turn ugly and horrific
there’s no coming back from that
I know, there was only you
and I made you go away
because we never stopped being scared
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomeneMarch 3, 2024
auf der Suche nach meinem Körper | fiction
Er redet nur im Imperativ mit mir. Ich kenne meinen Vater nicht außerhalb seiner Befehlswelt die er in mir entwickelt. Seine Finger stecken in mir drin. Mit den Worten die aus seinem Mund kommen entschärft er seine Absichten. Die spüre ich so wie er sie versucht zu vernichten, wegzudrücken, ins Nichts, in mich. Er verewigt das was er nicht beabsichtigt. Wühlend versucht er sich loszuwerden. Die Wahrheit haftet ungesehen an meinem Körper. Ich kann keinen Blick einfangen der nicht dasselbe tut. Dasselbe entschuldigt. Ich bin dafür zuständig ihn zu verdauen. Seinen Hauch auszuhalten, ich versuche krampfhaft ihn nicht einzuatmen. Seinen Fleiß, alles was er im Alltag verdrängt. Ich bin sein Alltag, aber das zählt hier nicht. Das gibt es hier nicht.
Ich stamme aus einem einseitigen Glücksmoment. Ich bin nichts anderes. Ich verkörpere die Wiederholung von dem was ihm fehlt, was er braucht. In meinem Körper gibt es keinen Platz für mich. Die Sprache darf in mir keinen Anklang finden. In mir muss die Sprache des Erlebten zugrunde gehen, sie muss sterben, mein Körper empfängt und schweigt ihm zuliebe. Er nimmt mich mir weg, alles was ich spüre versteckt sich ganz schnell und schweigsam in meinem Körper. Und ich überlebe und glaube dass doch alles gut ist.
Ich habe mich verloren weil er mich gefunden hat. Ich sehe mich so wie er mich sieht. Fühle mich so wie die Überreste die er in mir verteilt. Das bin ich, ein Gelüst gegen das er den Kampf verloren hat. Sogar mein Name klingt leblos in seinem Mund. Ich klinge leblos wenn er nach mir greift. Es ist nicht seine Absicht, ich spüre falsch. Ich soll es so sehen wie er, wieviel Freude er an mir hat. Ich soll es so auffassen wie es wirklich gemeint ist. Ein Trichter steckt zwischen meinen zermetzelten Worten in meinem Brustkorb und sucht mein Herz. Er versucht mich zu leeren, er macht Platz für sich, das Lebendige in mir steht ihm im Weg. Das Denkende, das Fühlende, weg damit. Das versteht doch immer alles falsch, versteht ihn immer falsch, was nicht stimmt muss weg.
Seine Absicht ist dass wir uns aneinander freuen. Ich habe kein Gesicht mehr. Kein Gesicht mehr das man lesen kann, verstehen kann. Ich bin Fleisch in der Finsternis. Ein Brocken mit Öffnungen. In meiner Verschwundenheit taucht er auf. Ich bin auf ihn ausgerichtet wie ein Möbelstück. Er bildet sich mich ein. Ich bin etwas Eingebildetes in seinem Kopf. Ein Kunstgriff, dieser Wahrheitsentzug, dieser Seelenraub, absichtlich.
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
February 29, 2024
Stimmwechsel | Kindheitswunden | Gedichte
vergiss nicht dass ich tot bin
warum spürst du meinen Körper noch
was soll denn aus unserer Vergangenheit werden
ich habe es geschafft zu sterben
nichts mehr habe ich an mir
nur deine Worte lasten auf mir
wie du sie nicht zu mir sprichst
wie du sie denkst und festhälst an dir
du zwingst mich zur Erinnerung
das ist weil dein Herz so stark schlägt in dir
ich habe meinen Körper überwunden
endlich bin ich das Leben losgeworden
nur deine Kindheit kenne ich
nur deine Kindheit habe ich dir vorgespielt
auch ich bin ein Kind, glaubst es nicht
kannst du den Tod spüren der in mir wächst
in das Zimmer gehst du wo der Schlaf dich betrogen hat
und witterst meine Anwesenheit
die nicht vergeht
ich habe dir die Sprache entrissen
deinen Körper entkindlicht
du wolltest doch kein Kind mehr sein
hast so getan als wärst du älter
komm zu mir
ich bin doch schon so lange tot
My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene


