Romy Wolf's Blog
September 11, 2022
„Der Immerjunge“ erscheint im Drachenmond Verlag
Dass etwas Tolles auf euch zukommt, hatte ich ja schon im April erwähnt, aber was genau, war bisher ein wohl gehütetes Geheimnis zwischen mir und dem Drachenmond Verlag. Doch jetzt ist die Katze aus dem Sack – eins meiner allerliebsten Projekte erscheint voraussichtlich im November!
„Der Immerjunge“ (mit dem schönster Cover der Welt) ist eine Fortsetzung von J. M. Barries Peter Pan, und selten war mir ein Buch so wichtig wie dieses. Als ich 2017 zum ersten Mal J.M. Barries Geschichte gelesen habe, war ich zum Teil entsetzt und zum Teil verzaubert. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte um Peter Pan und Wendy über die Jahrzehnte immer weiter verklärt und entschärft wurde, so dass ein falscher Eindruck der Geschichte entstand. Die ist zwar nach wie vor märchenhaft, aber eben so, wie auch die Grimm’schen Märchen es sind — über weite Strecken sehr grausam und verstörend.
Das hätte das Ende von mir und Peter Pan sein können, aber das Buch und die Figuren, vor allem Peter selbst, ließen mich nicht los. Hatte mir das Buch gefallen oder nicht? Ich wusste es nicht, aber ich hatte das Gefühl, es irgendwie verarbeiten zu müssen. So entstand schließlich „Der Immerjunge“:
Peter hat keine Ahnung, warum das fremde Mädchen ihn töten will. So, wie er nicht weiß, woher er kommt, warum er ein Händchen dafür hat, offen stehende Fenster zu finden, oder dass sein Nachname Pan lautet.
  
Topsannah will niemanden töten. Doch Nimmerland liegt im Sterben, seit der alte Immerjunge nach London verbannt wurde. Ein neuer Immerjunge muss her, und dafür muss Peter Pan sterben.
  
  Während Topsannah verzweifelt versucht, Peter aufzuspüren, machen in Nimmerland fürchterliche Dämonen Jagd auf die letzten Kinder, die noch vor Ort sind. Topsannah läuft die Zeit davon.
  
  Auf der Flucht vor ihr erinnert sich Peter an sein altes Leben. Doch je mehr Erinnerungen zurückkehren, desto klarer wird ihm, dass er selbst es war, der Nimmerland einst in den Abgrund riss – und dass Topsannah mehr als einen Grund hat, ihn zu töten.
„Der Immerjunge“ erscheint voraussichtlich im November 2002 – vorbestellbar hier!
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September 2, 2022
PAN-Stipendium für „Die tausendundzweite Nacht“
Noch während ich das hier schreibe, kann ich es selbst kaum glauben, aber mein Roman Die tausendundzweite Nacht hat die Jury überzeugt – ich habe das PAN Stipendium 2022 gewonnen.
Warum mir dieser Preis so viel bedeutet, habe ich hier bereits angerissen, aber lasst euch gesagt sein: In diesem Buch stecken so viel Arbeit, so viele Stunden nicht nur des Schreibens sondern auch der aufwändigen Recherche; soviel, das ich nur für mich geschrieben habe ohne darüber nachzudenken, ob es wohl andere begeistern könnte, dass ich mich nach der Benachrichtigug, ich habe gewonnen, erstmal setzen musste. Ich habe sehr oft mit mir und meinem Schreiben gehadert, besonders in den letzten Jahren, und manchmal darüber nachgedacht, einfach ganz aufzuhören. Jetzt von einer Jury gesagt zu bekommen, dass mein Projekt preisverdächtig (harr harr) ist, und dass da draußen Menschen sind, die an mich und meine Geschichten glauben, ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Besonders freue ich mich auch darauf, mit meiner sehr geschätzten Kollegin Anja Stephan an dem Buch zu arbeiten, da Anja mir im Rahmen des Arbeitsstipendium als Mentorin zur Seite stehen wird.
Bleibt mir nur noch, der Jury und PAN zu danken, für die Auszeichnung und das in mich gesetzte Vertrauen, und ich kann euch jetzt schon sagen: Die Überarbeitung des Manuskripts wird noch mal ein Brocken, aber am Ende wird ein ganz großartiger Roman dabei herauskommen. Seid gespannt.
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August 28, 2022
PAN-Stipendium – Shortlist!
Ich kann es selbst noch gar nicht wirklich glauben – und auf meinem Twitter-Account habe ich mich bereits ausführlicher darüber ausgelassen, warum mir das so viel bedeutet – aber ich bin beim PAN-Stipendium 2022 auf der Shortlist in der Kategorie „Roman“. Ja, so habe ich auch geguckt.
Mehr aus einer Laune heraus habe ich „Die tausendundzweite Nacht“ eingereicht und mir kaum Chancen ausgemalt, weil ich wusste, die Konkurrenz würde stark sein. Das Manuskript ist seit 2020 in der Rohfassung fertig und liegt hier in der Schublade, weil ich bisher noch nicht dazu gekommen bin, es zu überarbeiten. Dabei liebe ich die Figuren und das Setting abgöttisch, und von meinen Testleser*innen kamen auch hauptsächlich begeisterte Rückmeldungen. Nur wirklichg fertigmachen – dazu bin ich bisher nie gekommen. Also dachte ich, ich reiche das Projekt beim PAN-Stipendium ein, als zusätzlichen Anreiz, den Roman endlich den verdienten letzten Schliff zu geben.
(Dazu gehört auch, dass ich weiter recherchieren werde, teilweise auch vor Ort, und da das alles nicht ganz günstig ist, käme mir ein Arbeitsstipendium natürlich sehr gelegen.)
Aber ganz egal, ob ich nun am Ende gewinne oder nicht: Meine Chaostruppe konnte eine Jury davon überzeugen, dass sie zu den besten sechs Einsendungen in der Kategorie „Roman“ gehört, und das freut mich unheimlich. Ich bin sehr stolz, dass Cheshire & Hobbs es so weit gebracht haben und wer auch immer am Ende das Rennen macht – ich war auf einer Shortlist, Baby!
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April 21, 2022
Glückwunsch, es ist ein Drache
Nachdem in den letzten beiden Jahren Pandemie-bedingt ja nichts so kam, wie es hätte kommen müssen, wollte ich dieses Jahr keinen „Was steht an“-Post machen. Hab ich dann ja auch nicht, denn wenn uns zwei Jahre Corona eins gelehrt haben dann, wie schnell Pläne an der Realität scheitern können.
Und obwohl sich in den letzten Jahren so viel nach Stillstand angefühlt hat, hat sich hinter den Kulissen doch einiges getan. Ich bin jetzt ein Drache.
Okay, keiner mit Flügeln (obwohl das schon immens cool wäre), sondern als Autorin. Der Verlag hat es heute auch schon angekündigt, und ich freue mich daher umso mehr, mein gut gehütetes Geheimnis endlich preisgeben zu dürfen: Mein nächster Roman erscheint beim Drachenmond Verlag. Ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht.
Noch darf ich nicht verraten, um welches Projekt es sich genau handelt, aber lasst euch gesagt sein, dass es eins meiner absoluten Herzensbücher ist. Eins, für das ich mir immer eine Veröffentlichung beim Drachenmond Verlag gewünscht habe, und jetzt wird das Wirklichkeit! (Und zu dem ihr ironischerweise nichts auf dieser Website finden werdet 
 )
Das letzte Jahr war ich vollauf damit beschäftigt, den Roman zu übearbeiten und zuende zu schreiben, und aktuell liegt er im Lektorat. Das Cover kenne ich auch schon, und bin sowas von verliebt. Ich hoffe, dass ich das Buch ganz bald in den Händen halten kann, und dass es von jetzt an mit meinen Veröffentlichungen wieder steil bergauf geht.
Im Moment arbeite ich parallel an zwei Konzepten, ein weiteres fertiges Projekt liegt einem Verlag zur Sichtung vor. Es tut sich also wieder was hier und es wird sich bestimmt lohnen, ab und an hier vorbeizuschauen. Oder meldet euch direkt für meinen Newsletter an. *hint hint*
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January 3, 2021
THE YEAR TWENTY-ONE
Nachdem 2020 nun hinter uns liegt – wollen wir’s nochmal probieren mit dem „Was in diesem Jahr schreibtechnisch ansteht“-Post? Mein erster Blogbeitrag aus 2020 ist, wie vermutlich bei vielen, nicht ganz so gut gealtert wie man sich das damals erhofft hatte. Und weil wir immer noch nicht wissen, wann dieser Pandemie-Ausnahmezustand sein Ende finden wird, habe ich auch ein paar Tage mit mir ringen müssen, ob ich für 2021 überhaupt einen gute Vorsätze-Post wagen soll. Wenn wir eins 2020 gelernt haben, dann, wie schnell selbst die besten Pläne zunichte gemacht werden können.ber, um mal meine größte fannishe Neuentdeckung aus 2020 zu zitieren: „Life goes on“. In diesem Sinne also.
Aber, um mal meine größte fannishe Neuentdeckung aus 2020 zu zitieren: „Life goes on“. In diesem Sinne also.
2021 habe ich im Prinzip zur zwei Projekte, auf die ich mich stürzen will, bzw. muss, denn für eins davon habe ich eine sichere Verlagszusage, für das andere eine halbe. Beide Bücher sind bereits fertig geschrieben, müssen aber dringend überarbeitet werden, bevor ich sie an ihr jeweiliges neues Zuhause schicken kann.
Da ich von keinem Verlag das offizielle „Go“ erhalten habe, öffentlich darüber reden zu dürfen, hülle ich mich diesbezüglich noch ein bisschen in Schweigen, auch wenn es echt schwerfällt, denn es sind zwei tolle Projekte, die ich heiß und innig liebe. Sobald ich was verlautbaren darf, werde ich es tun, davon könnte ihr ausgehen 
September 19, 2020
Schreiben in Zeiten der Pandemie
Ich vermute, eine Pandemie haben wir uns alle anders vorgestellt. Vermutlich mit mehr Zombies, Ärzten in Ganzkörperschutzanzügen und Menschen, die mit Pfeil und Bogen in der Wildnis Eichhörnchen jagen gehen. Stattdessen ist es ein Warten und Ausharren geworden. Wir bleiben so gut es geht zuhause, vermeiden Umarmungen und machen Pläne für ein „danach“, von dem wir nicht wissen, wann es kommen wird.
Der Schwebezustand ist glaube ich das Härteste daran. Es ist praktisch unmöglich geworden, sich Pläne zu machen und konkret auf etwas zu freuen, denn niemand weiß, ob und wann wir all das wirklich umsetzen können. Konzerttourneen und Messen sind verschoben oder gleich ganz abgesagt, und wir können nur mutmaßen, wann sie wieder stattfinden werden. Eigentlich wollte ich nächstes Jahr mit Freunden nach Seoul fliegen, aber ob das tatsächlich passieren kann, weiß zu diesem Zeitpunkt niemand.
Inmitten dieses Zustands ist es schwer geworden, kreativ zu sein. Wir haben zwar mehr Zeit als je zuvor, aber die unterschwellige Angst und Anspannung sind ständige Begleiter, und fordern klammheimlich viel Energie, die dem kreativen Fluss fehlt. Es ist schwer, sich auf die Probleme fiktiver Helden zu konzentrieren, wenn sich draußen Menschen um Klopapier prügeln
Dass ich von meinen groß angekündigten Projekten 2020 daher kaum etwas umsetzen konnte, wird daher vermutlich nicht als große Überraschung kommen. Tatsächlich habe ich von der Liste nur zwei Dinge geschafft: „Land aus Staub und Schatten“ ist zurück, und zwar sowohl als E-Book und als Taschenbuch, und ich habe vor ein paar Tagen endlich den ersten Band von „Cheshire & Hobbs“ zu Ende geschrieben, der jetzt aktuell bei Testlesern liegt und diese hoffentlich begeistert. Und eventuell hat das Buch auch schon ein Zuhause, wenn alles gut geht, aber solange noch nichts 100%ig feststeht, werde ich dazu schweigen. 
February 6, 2020
Das Land aus Staub und Schatten ist zurück
Zechengeister, mein Ruhrgebiets-Fantasy-Roman aus dem Jahr 2015 ist zurück, in völlig neuem Gewand. Neuer Titel, neues Cover, neuer Klappentext, neuer Preis – nur der Inhalt von Land aus Staub und Schatten ist geblieben. Mit diesem Buch starte ich den Selbstversuch „Selfpublishing“ und bin ein klein wenig nervös, mich in diese neue Welt zu stürzen. Nervös, aber auch aufgeregt.
 Mittlerweile liegt der erste Entwurf des Romans über zehn Jahre zurück. Das Buch hat einige Irrungen und Wirrungen hinter sich und mit dem neuen Cover, das genau so aussieht, wie ich es mir immer gewünscht habe, haben Micha, Neni, Jari, Falkor und Sofia nun hoffentlich ihr endgültiges Heim gefunden – bei mir, gut behütet und sehr geliebt, und darauf wartend, mit neuen Lesern Freundschaft zu schließen 
January 27, 2020
The Year Twenty-Twenty
In den vergangenen drei Jahren gab es keine neue Veröffentlichung von mir – das hatte vor allem mit großen privaten Umbrüchen zu tun, aber auch mit der Schließung zweier Verlage, die mir sehr am Herzen lagen. Unter anderem sind meine „Spione von Edinburgh“ betroffen, die aktuell nicht mehr erhältlich sind und die ich bisher nicht fertigstellen konnte. (Bisher!) Doch die lange Funkstille bedeutet mitnichten, dass ich nicht geschrieben habe. Ganz im Gegenteil, ich habe fleißig an alten Projekten gearbeitet, habe neue geplant und geplottet und einige davon sind sogar schon zum großen Teil geschrieben. 2020, habe ich mir fest vorgenommen, werden meine veröffentlichten Bücher wieder mehr statt weniger werden. 
Also, was steht an?
Cheshire & Hobbs 01
Mit meinem Duo Cheshire und Hobbs erfülle ich mir einen lang gehegten Traum – ein Fantasyabenteuer im Stil von „Indiana Jones“ und „Uncharted“, aber mit Windmagie und weniger kolonialistisch bedenklichen Tendenzen. Außerdem spielt es 1923 und Leute, was ich jetzt schon durch Recherche alles über Dschinns gelernt habe ist unglaublich. Protagonisten des Romans sind der eher introvertierte Kriegsveteran Aeneas Cheshire und die eher burschikose Pilotin Florence Hobbs. Bisherige Testleser haben sich ebenso in das Team verliebt wie ich, das lässt hoffen 
September 11, 2017
Ti amo, Firenze.
Es gibt so Sehnsuchtsorte, zu denen wird man auf unerklärliche Art hingezogen, und oft weiß man nicht einmal, wieso. Einer von meinen war immer Florenz.
Ich kann gar nicht genau sagen, warum eigentlich – Italien war noch nie ein Land, für das ich mich besonders begeistern konnte, und Rom war mir schon immer völlig schnuppe. (Okay, seit ich die Gladiatoren-Kurzgeschichte für In seiner Hand geschrieben habe, hat sich auch das geändert, aber ihr wisst schon, was ich meine.) Urlaub in Iatlien? Brauch ich nicht. Mich hat es schon immer in die nördlicheren Gefilde gezogen, und in die, wo auf der linken Spur Auto gefahren wird und man zu jeder Uhrzeit selbstverständlich eine Tasse Tee trinkt.
Aber Florenz war anders. Florenz wollte ich sehen. Allein schon der Name dieser Stadt … Florenz. Klingt das nicht toll? Jetzt mal ehrlich?
Auf jeden Fall, ich war endlich in Florenz. Nicht lange, aber lange genug, um mein Herz völlig an diese Stadt und die Toskana zu verlieren. Ich bin selbst noch nicht ganz darüber hinweg, dass ich mich ausgerechnet in eine Stadt in Italien so heillos verliebt habe, aber es ist, wie es ist. Ich würde am liebsten heute Abend noch in den Flieger steigen und zurückfliegen. Florenz und die Toskana haben so was eigentümlich märchenhaftes, als sei die Zeit teilweise stehen geblieben, als schlügen die Uhren da einfach langsamer. Das Gefühl, abends in der Toskana auf der Terasse zu sitzen und im Dunkeln dem warmen Wind in den Bäumen zu lauschen, ist unbeschreiblich. Und irgendwo da, zwischen Sightseeing in Florenz und den ruhigen Abenden in der Toskana, nahm der Dornenthron plötzlich Gestalt an.
Die Idee zu dem Roman spukte mir zu dem Zeitpunkt zwar schon ein paar Wochen im Kopf herum, aber mehr als ein vages “Ich könnte ja mal” war dabei nicht herumgekommen. Doch dann saß ich da in der Toskana, starrte auf die Türme, die überall zwischen Pinien aus den Bergen herausragten und wusste plötzlich, das ist es. So und nicht anders muss der Dornenthron aussehen. Plötzlich kamen die Ideen von überall her. Als hätte das Buch nur darauf gewartet, dass ich die Toskana entdecke und zu dieser Feststellung komme. Ich meine, natürlich wird der Roman nicht wirklich in der Toskana spielen, aber doch in einer Welt, die ganz stark an die italienische Renaissance, Florenz und die Toskana angelehnt ist. Märchenhaft soll es werden, zumindest dieses Buch. Denn die Welt ist nun da und fertig durchgeplant, fünf Reiche auf einem großen Kontinent, mit fünfundreißig wohlklingenden Städten, verschiedene Zünfte, Gilden. Alle diese Orte haben Geschichten zu erzählen. Ich hoffe, ich komme eines Tages dazu, sie aufzuschreiben. Denn wenn ich schon nicht ständig in Florenz sein kann … meine Figuren können es!
June 22, 2016
„Das war überhaupt nie so!“ – Gedanken zum Schreiben historischer Romane
Gestern Abend bin ich über eine sehr interessante Diskussion zwischen einer der renommiertesten Expertinnen, was die Kostümgeschichte des 18. Jahrhunderts angeht, und der Kostümdesignerin der Serie „Outlander“ (Terry Dresbach) gestoßen, und zwar hier: http://americanduchess.blogspot.de/2014/09/in-defense-of-outlander-claires-wedding.html Konkret ging es darum, dass sich einige Kostüm-Puristen über die „unauthentischen“ Elemente der Filmkostüme aufgeregt hatten, und daraus eine sehr angeregte (und zivilisierte!) Unterhaltung entsprang, in der beide Seiten ihren Standpunkt klarmachten und man am Ende mit neu gewonnenem Respekt für die Gegenseite von Dannen zog. Das geht anscheinend auch im Internet.
Ich liebe Filmkostüme abgöttisch und war froh, dass Terry Dresbach so ausgiebig zu Wort kam und mit so viel Respekt behandelt wurde. Ich bin kein riesiger Fan von „Outlander“ an sich, aber ich bewundere die Kostüme in der Serie sehr. Daher war die Diskussion für mich zusätzlich spannend, vor allem, weil ich beim Lesen unwillkürlich zustimmend nicken musste: Filmkostüme sind von vielem abhängig: Von der Vorstellung der Produzenten, der Vorstellung des Regisseurs, vom Budget. Vor allem aber sollen sie eine Geschichte erzählen, und zwar eine Geschichte über die Figur, die in dem Kostüm steckt. Und da geraten Kostümdesigner schnell in das Dilemma, das auch Autoren historischer Romane früher oder später (eher früher) ereilt: Was ist historisch belegt? Was ist historisch plausibel? Wie weit kann ich mich aus dem Fenster lehnen, ohne die Glaubwürdigkeit meiner Geschichte zu opfern?
„Historisch belegt“ versus „historisch möglich“ – keine einfache Entscheidung. Denn bei aller Recherche (und ich recherchiere viel und ausgiebig) kann man a) nicht alles wissen und b) sind auch die besten historischen Quellen oft genug subjektive oder idealisierte Darstellungen der Geschichte, die nur einen sehr kleinen Teil des Weltgeschehens widerspiegeln. Und selbst wenn ich alle Fakten habe, hilft mir das nur bedingt weiter. Denn Fakten erschaffen keine Geschichte, so wie auch ein historisch akkurat reproduziertes Kleid nicht automatisch eine Geschichte erzählt. Im Notfall muss man eben schauen, wie die Fakten aussehen, und ob das, was man machen möchte, denn theoretisch machbar gewesen wäre.
Die wunderbar e Courtney Milan sagt, sie schreibe Romane, die „historisch möglich“ seien, und diese Herangehensweise erzeugt vermutlich die besten Ergebnisse. Allerdings, und da wird es dann zweischneidig, darf man sich natürlich nicht zu viele Freiheiten erlauben, denn das kann ebenfalls schnell nach hinten losgehen. Wenn z.B. Figuren aus dem Mittelalter zu modern und aufgeklärt wirken, fragt man sich als Leser unwillkürlich, ob die Geschichte dann nicht auch einfach in London 2016 hätte spielen können. Schlimm genug, dass der Leser somit nicht in den Roman hineinfindet, er hat ja auch recht. Wo wir dann wieder beim Dilemma wären: Warum historische Romane schreiben, wenn man es dann nicht 100% richtig machen will? Sekt oder Selters, bitteschön. Ja, auch Autoren bekommen solche Kritik von Geschichts-Enthusiasten zu hören.
Im Endeffekt läuft es wahrscheinlich wie vieles im Leben darauf hinaus, dass man die Regeln kennen muss, um sie brechen zu können. Wenn man historische Romane schreibt (oder historische Kostüme entwirft), sollte man sich so viel Wissen wie möglich zu dem Thema aneignen. Über die Menschen damals, die Denkweisen, aber auch profane Kleinigkeiten wie die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Dampfschiffes 1890. Nur dann kann man fundierte Entscheidungen treffen, wenn die Recherche erfolglos bleibt, oder aber ein ungewünschtes Ergebnis bringt, das dem Autor im schlimmsten Fall die Handlung zerschießt. Bei manchen Dingen muss man einfach raten, oder auf sein Gefühl und dem gesunden Menschenverstand vertrauen. Vor allem, und da sind wir wieder bei dem Wort, muss es plausibel erscheinen.
Einen historischen Roman zu schreiben, bedeutet viel Arbeit. Darüber sollte man sich vorher im Klaren sein. Wer die Mühe scheut, ist bei einem zeitgenössischen Roman sicher besser aufgehoben.
Man sollte sich sicher fühlen in der Epoche, in der man schreibt. Das geht nur durch oft mühsame Recherche. Der Vorteil ist, je sicherer man sich fühlt, desto mehr und müheloser färbt das auf den Roman ab. Desto eher wird man auch bei Handlungselementen, bei denen man sich aufs Glatteis begibt, die sinnigste und logischste Lösung finden.
Schlussendlich bleibt wohl noch zu sagen, dass wir Autoren Geschichtenerzähler sind, keine Historiker. Wir schreiben keine Geschichtsbücher, so wie Kostümdesigner keine bloßen Reproduktionen schaffen.
Wir sind Kreative. Mit dieser Kreativität müssen wir verantwortungsvoll umgehen, wenn wir Geschichte auferstehen lassen. Solange wir uns darüber im Klaren sind, wird der Rest ganz von selbst kommen.
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