In der Birke (London #8)

Wir fielen in eine Jauchegrube. Von sehr weit oben fielen wir. Die Grube war tief und an den Rändern umstanden von Stacheldraht. Wir dümpelten lange, strahlten so gut wir konnten. Aber immer, wenn jemand kam, wurde nur neuerlich Unrat auf uns geschüttet. Nach oben hin gab es kein Entkommen. Also übten wir Tauchen und Graben. Eins von uns ist ertrunken (war ich da froh, dass ich nur träumte). Aber Jahre später kam ein Andres in Siquijor heraus, wo es sich summend im Haar eines Wasserbüffels niederließ. Ein Drittes kletterte unterm Steg wieder ans Licht und schimmert nun Nacht für Nacht auf der Sternwartenspitze. Das Vierte (das war ich) grub am Längsten. Als es endlich in die klare Nacht hinauskroch, lachte es laut: kaum zwei Meter zu seiner Seite lag sie, die Grube. Es hat ein feines Netz darüber gespannt und glitzert seither in der Birke.



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Zuerst erschienen im >poet nr. 14
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Published on April 01, 2013 22:30
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