August 2013
Montag, 12. August 2013 – Vieruhrdreiundvierzig, elfkommaacht. Wach seit einer Stunde. Wirre Träume. Seit gestern zurück. Hier kühlt es nachts jetzt auch kaum ab. Hat nicht Atilla heute Geburtstag?
Der Bote mit seinem knatternden Motorroller ist schon durch. Viele Häuser sind es nicht mehr, an denen er noch hält, um eine Zeitung in den Kasten zu werfen. Vielleicht lebt sich’s ja besser, wenn man sich für gar nichts interessiert.
In der Ferne das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges. Aber kann ja gar nicht seit sein, gibt keine Züge hier.
Eine Woche die Großspurigkeiten des Atlantik, dann dieses uralte Bauernhaus im grünen, nassen Nichts des Limousin. Und nur langsam wird mir klar, wie wohl ich mich in alten Häusern fühle, wie sehr das jedes Gefühl, jeden Gedanken, jede Bewegung bestimmt.
Feste Regel: Auf dem Land kriegen alle alles mit.
Nachschauen: das Städtchen Richelieu, Martin Nadaud, Tante Lisbeth (La Cousine Bette), die Kathedrale von Limoges, der Bahnhof von Limoges, die Kirche von Dôle (deren Riepp-Orgel Martin gewiss entzückt hätte).
Im Urlaub versucht, Zolas “Nana” zu lesen. Geht aber nur, wenn ich parallel in die deutsche Fassung von Walter Widmer schaue. Aber das ist eine so unterirdisch schlechte, eine so rabiat verfälschende Übertragung, dass man sich fragt, was dieser Mann der französischen Literatur (und unserem Bild von ihr) noch alles angetan hat. Dabei galt er lange als der wichtigste, als der kongeniale Übersetzer.
Nach “Dimanche” nun Simenons “Les Caves du Majestic”. Schon die ersten Seiten … Was dieser Mann konnte …
Hundertsechsundachtzig neue Mails. Kurz die Versuchung, sie allesamt in den Orkus zu schicken.
Hab ich denn wirklich seit zwei Monaten keine Geisterbahn geschrieben? Na, kann ja sein, dass man der Welt nichts sagen mag, wenn sie einem nichts zu sagen hat.
Und jetzt beginnt ja nun auch wirklich die lange, die asoziale Zeit, in der ich endlich das nächste Buch … Macht’s gut, Freunde!
Tot ist seit elf Jahren Carlo Ross aus Hagen, der erst nach seiner Pensionierung aufgeschrieben hat, was ihm in seiner Kindheit widerfahren ist.
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