September 2013

Donnerstag, 12. September 2013 – Elfuhrdreiundzwanzig, dreizehn- kommaneun. Bedeckt.


Heute Morgen, etwas dumpf im Kopf, möchte ich aus gegebenem Anlass wissen, was die Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, eigentlich für eine ist. Will taz-online öffnen, werde aber erstmal durch einen Spendenaufruf gestoppt: “Es gibt viele Gründe, für die es sich lohnt, zu kämpfen.” Kann man diesen Satz verstehen? Wie kann man für einen Grund kämpfen? Nein, ich möchte nicht für eine Zeitung spenden, die nicht einmal in der Lage ist, ihre Leser verständlich anzubetteln.

Also weiter, also Ines Pohl: 1967 geboren, Studium an der Georg-August-Universität in Göttingen, dann dort Frauenbeauftragte, Volontariat bei der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen, nach zehn Jahren Leiterin des Ressorts Politik. Als sie im Juli 2009 zur Chefredakteurin der taz wird, stellt sie sich den Leserinnen und Lesern selbst vor. Schon dieser Text zeugt von einer so glatten Schlichtheit, dass man seine Autorin zur Kristina Schröder der deutschen Tageszeitungen küren möchte, eine Badezimmerkachel des Journalismus. In einem Artikel vom 4. Juli 2013 beschreibt Ines Pohl dann die Feier ihrer Hochzeit mit einer Frau: “… wenn schon ein Fest, dann Klärchens Ballhaus, im Herzen Berlins. Eine historische Stätte der Begegnung, in allem gepflegt-inszenierten Verfallen perfekt.” Auf den Gedanken, aus dem Verfall ein Verfallen zu machen, kann wohl nur jemand verfallen, der das Verfallsdatum seiner Texte noch vor deren Erscheinungstag ansetzt. “Welche Woge des Getragenseins und Ernstgenommenwerdens eine durchfließt, die ihre Liebe zu einer Frau feiern lässt.” – Nun ja: alles fließt. – “Die Philosophie der Flusspferde” hat Gottfried Benn so etwas genannt. Frau Pohl ist sich einig: “… an diesem Freitag wurde etwas angerührt, wo mein Verstand nicht hinreicht.” Das freilich muss nicht viel heißen.


Todestag von Claude Chabrol.

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Published on September 12, 2013 02:33
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Jan Seghers
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