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Ich bin froh, dass Tolstoi das "Bienenstock-verlassene" Moskau mit der Lupe betrachtet - nicht als Ganzes, sondern einzelne Ereignisse rauspickt, um diese einzigartige Atmosphäre, die dort bestimmt geherrscht haben muss, fühlbarer zu gestalten.

Es ist soweit! – Napoleon steht vor Moskau!
... und niemand Offizielles ist mehr da, um ihn zu empfangen...

Höchst spannende Passage! - Kutusow entscheidet sich, Moskau nicht zu verteidigen, sondern kampflos aufzugeben.
Tolstois nüchterner Blick dabei ist herrlich. Weder verherrlicht er diesen Schritt, noch verdammt er ihn. Nein, er sah ihn als den einzigen Weg, den man nehmen konnte.
Achja, und Helene versucht zum Katholizismus zu konvertieren, um sich von Pierre scheiden zu lassen, damit ein anderer ihrer sein kann. lol

Einige der wichtigeren Dichter und Minnesänger des Mittelalters wurden mit etwaigen Gedichten vorgestellt. Prüde waren die nicht, kann man wohl sagen; Walther von der Vogelweides Gedicht "Unter der Linde" scheint mir das beste Beispiel dafür.

Nun lass ich mich von Marcel Reich-Ranicki in die Lyrik einführen. Ich hoffe, dass er es schafft, endlich ein Feuer der Zuneigung zu dieser literarischen Gattung, in mir zu entfachen.

Andrejs Regiment hat das große Pech, eine Reserveeinheit zu sein, die, furchtbar platziert, nur untätig in Reih' und Glied steht, während ihnen gewidmete Granaten, oder Kugeln, immer wieder einen dieser Unglücklichen verwundet oder tötet. Acht Stunden geht das.
Andrej fehlt der Schutz Tolstois. Eine Granate verletzt ihn schwer am Bauch. Wird er überleben?

Anstatt die blutigste Schlacht bis zur Sommeschlacht, abstrakt und oberflächlich zu erzählen, lässt Tolstoi Pierre direkt in die Schlacht von Borodino reiten und ihm das Gemetzel von der Nähe aus betrachten. Nicht ungefährlich, aber Pierre hat Tolstois Schutz; Er musste nur einmal einen Franzosen abhalten, der ihn mit dem Bajonett stoßen wollte; zum Glück für Pierres massige Statur, die ihm sich wehren & fliehen half

26. August - Schlacht von Borodino. Tolstoi wird zwischenzeitlich zum Historiker, nutzt hierbei sogar eine Grafik, um seinen Punkt, dass diese Schlacht, und jene zuvor, von beiden Seiten aus, nicht geplant war, willkürlich angeboten und angenommen wurde.

Mein zweiter Schiller überhaupt – seltsam, viel mehr Goethe gelesen, als Schiller, obwohl ich Schauspiele ja sehr gerne lese und den Sturm und Drang auch leiden kann.

Der alte Fürst hat einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um zu sterben, denn das Gut Bogutscharowo steht in Reichweite der französischen Avantgarde; schnelles Handeln ist gefragt. Marja, die nun, alleingelassen, nicht nur für ihre eigene Flucht zu sorgen hat, sondern auch den Bauern helfen will, aber ohne Erfolg (die Bauern halten sie fest). Doch ein Ritter in Not, namens Nikolai Rostow, ist gekommen zu helfen.

15. August 1812 – nicht nur Napoleons Geburtstag, sondern möglicherweise auch ein Schicksalstag für Prinzessin Marja, denn ihr Vater erlag einem Schlaganfall. Trauer und Leid überkommen sie ...aber auch Hoffnung? Emanzipationsgedanken? Wird sie aus der gewonnenen Freiheit Nutzen ziehen können?

Der Krieg ist nun so gut wie vor der Haustür, zumindest für den alten Fürsten Bolkonski, der 60 Werst (oder etwa 64 km) von Smolensk entfernt lebt, das gerade in Flammen aufgeht.
Selbst der alte Fürst muss den ernsthaften Charakter des Kriegs nun akzeptieren, den er zuvor immer als lapidar abtat.

Napoleon hat den Njemen überquert – Alexander schickt einen Adjutanten, General Balaschow aus Wilna los, um Napoleon einen Brief zu überbringen. Dieser empfängt ihn erst vier Tage später, als die Grande Armée schon Wilna einnahm. Wir hören Napoleon nun in all seiner Pracht. Fast filmisch ist dieser Monolog – zum Dialog lässt er Balaschow zu wenig zu Wort kommen –, gewaltig dieser Mann, toll eingefangen von Tolstoi!

"Wenn der Apfel reif ist und abfällt, weshalb fällt er? Etwa, weil er von der Erde angezogen wird oder weil sein Stiel verdorrt, oder weil er in der Sonne trocknet, weil er zu schwer wird, weil der Wind ihn abschüttelt oder weil der kleine Junge, der unten steht, ihn essen will?"
– Tolstois Analogie um darzustellen, dass es nicht den "einen" Grund für diesen Krieg gibt. Wundervoll!

Nun habe ich den ersten Band ausgelesen. Hui, was für ein Abenteuer, ein schönes, bisher. Das Ende war auch perfekt als Überleitung für den zweiten Band: Der Komet von 1812, den man damals prophetische Kräfte zustand. Wir durften ihn beobachten durch Pierres Augen, dem Abergläubisches gar nicht in den Sinn kam, ganz anderen Gedanken nachging. Großartig.