Hendrik’s Reviews > Der Sommer des Großinquisitors: Über die Faszination des Bösen > Status Update
Hendrik
is on page 46 of 240
Der Großinquisitor bildet die große Ausnahme unter Dostojewskis Figuren. Normalerweise fehlen seinen Gestalten scharfe Umrisslinien, fassliche Begrenzungen, ihre Seelen sind, wie Kracauer schreibt, «gleichsam hautlos und verdichten sich nie zu einem Gefüge von fester Struktur». [...] Das trifft auf die kantige Gestalt des Großinquisitors nicht zu, sie hat scharfe Umrisse und einen gehärteten Kern.
— Nov 05, 2025 03:14AM
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Hendrik’s Previous Updates
Hendrik
is on page 175 of 240
Proust empfand die Salonkultur als «kalte Gymnastik»; sie bedurfte keiner Tiefe und regierte flächendeckend mit ihren Ausschlussmechanismen. In Prousts «Recherche» ist kein Großinquisitor zu finden, Prousts systemische Kälte brauchte keinen legendären Machtpol – der schon immer nur eine Legende gewesen war. [...] Es gibt keinen identifizierbaren Agenten des Kälte-Diskurses mehr.
— Nov 13, 2025 06:34AM
Hendrik
is on page 82 of 240
Carl Schmitt mimt den Großinquisitor: "Wo die Idee der Humanität ihre ursprüngliche Kraft bewahrt habe, hätten ihre Vertreter auch den Mut gefunden, sie «mit inhumaner Größe durchzusetzen». Zu hoffen sei, dass selbstbewusste Aristokraten die Durchschnittsmenschen mit diabolischer Ironie unterwürfen. Die «Dialektik» jeder Realisierung der Humanität liege darin, dass sie aufhören müsse, «nichts als human» zu sein."
— Nov 11, 2025 05:19AM

