Alexander Carmele’s Reviews > Faust: Der Tragödie erster und zweiter Teil. Urfaust > Status Update

Großes Finale - die Anmerkungen zwischendurch gelesen. Den Urfaust-Skippe ich. Tolle Ausgabe mit Kommentaren - Faust II so schwierig zu lesen wie eh und je, aber dieses Mal saß die Punchline in der Magengrube. Faust hinterlässt eine Brandspur - und was bleibt, die Liebe zum Diesseits, zum Versuch, zum Scheitern, zum Irren und Wirren. Faust hat Glück, dass Gretchen gnädig ist.

Heftiger Abschluss der Helena-Szene, Verarbeitung des Todes des Sohnes (auch im wirklichen Leben Goethes). Hier aber: der Sohn wütet wie ein Derwisch, will alles, will mehr und zergeht am eigenen Anspruch und Lebenswüten. Nun zurück in den Norden, fast in Herr der Ringe-Manier. Mephistopheles lässt eine Geisterarmee aufmarschieren, um den Kaiser zu stützen. Das Ende naht.

Beginn Faust II. Ein Buch, an dem ich ca vor 30 Jahren völlig gescheitert bin ... nun weiß ich weshalb. Langsam baut sich ein Weltkonflikt zwischen aufstrebendem Bürgertum und Klerus/Adel auf. Faust dazwischen. Mephistopheles macht sich einen Spaß daraus, den Kommerz zu predigen. Kaiser und Konsorten wollen die Zeche prellen. Gerade ein großer Mummenschanz am Start mit Parzen, Gnomen und Furien.

Ende Tragödie Erster Teil. Schnaufen, Schmauchen in der Walpurgisnacht, Orgien, an denen Heinrich teilnehmen will, bis ein Gespenst mit Schnittwunden am Hals an Gretchen gemahnt ... herzzerreißende Kerkerszene. Der Deibel holt's', der Zweifel hat's, ab durch die Hölle, im Cerberus-Takt.

Also Arbeiten geht mal gar nicht, dann doch lieber den Hexentrank - Faust nun voll angetörnt von allem Weiblichen, läuft Gretchen über dem Weg und kippt aus den Latschen, geifert ihr dermaßen hinterher, dass selbst der liebe Teufel um Einhalt gebietet. Aber Faust will Gretchen oder gar nichts, also fädelt Mephistopheles etwas ein - ..

Mitten in Auerbachs Keller. Mephistopheles führt den genaseweisten Faust in die Menge und singt und zecht. Faust als Antipode zu Wilhelm Meisters Geduld. Faust entsagt allem und gießt Feuer in die Bildungsfeindlichkeit - ihm ist's schnurz, er will's nun geballt und faustdick hinter den Ohren erleben.