Dezember 2015
Montag, 28. Dezember 2015 – Neunuhrfünfundfünfzig, vierkommaneun Grad. Der wärmste Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
Selbst im Freundeskreis ist es unangenehm, auch nur in der Nähe zu stehen, wenn jemand sein Innerstes nach außen kehrt. Bekenntnisse lösen bei jenen, die sie über sich ergehen lassen müssen, fast notgedrungen Unbehagen aus und sind somit schon aus Gründen der Höflichkeit zu unterlassen. Unerträglich wird es, wenn jemand öffentlich über seinen persönlichen Glauben oder Aberglauben spricht – mithin über etwas, über das vernünftig sich nicht sprechen lässt -, wie jetzt gleich zweifach und großformatig in der FAZ geschehen, wo der Kollege Mosebach und die Kollegin Lewitscharoff dem Publikum ihre religiösen Hinfälligkeiten unterbreitet haben. Beim Lesen dieser Bekenntnisse begreift man wieder, warum die „Pein“ dem Wort „peinlich“ innewohnt.
„Wahn ist der Ersatz für den Traum, daß die Menschheit die Welt menschlich einrichte, den die Welt der Menschheit hartnäckig austreibt.“ (Theodor W. Adorno, Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit, 1959)
Vor elf Jahren starb Susan Sontag.
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