Status Updates From Krass

smart but dragging myself theough

Jüngels Beziehung zu Helga und seine Freiheit des Verstoßenseins (auch von Krass) stehen lange im Fokus. Er ist mit dem Klosterschuster unterwegs, der ihm seine Story der entlaufenen Frau erzählt und wie er aufgewachsen ist. Beides Menschen, die lange in eng gesteckten Ordnungssystemen(Käfigen) zu Hause waren. Unbestimmtes, passives vor sich hin Illusionieren.
Ebenso wie Krass, der in Kairo und pleite ist.

Konsequent durchkomponiert ... das Geheimnis der Ägypter ist ein Geheimnis für sie selbst. Das Totenreich der Untoten, die etwas suchen, das sie schon längst selbst verloren haben.

Mosebachs Figuren zerstören die symbolische Ordnung auf der Suche nach Symbolik. Seine Schreibweise zerbricht, zermalmt das Ersehnte in der Synthese nach unten.

Es bleibt nichts übrig. Mosebach dekonstruiert sich überzeugend selbst.

Jüngel und der Vogelkäfig,
Jüngel und der Klosterschuster,
Jüngel im zweiten Gespräch mit Frau Krass,
Lefzius im Gefängnis,
Alle bezeichnen sich als Monaden,
Jeder hat sich in eine Abhängigkeitssituation gebracht. Begehren- „Du kannst nicht“ wohin man schaut.
Kann immer weniger mit dem Buch anfangen.
Liest sich aktuell zäh.

Jüngel, Ende November 1989, unberührt vom Mauerfall (nicht eine Erwähnung wert), lebt und denkt über sich und sein Verhältnis zu Ralph Krass nach. Tagebucheinträge.

Besuch einer alten Schusterei. Schwermut, die Sehnsucht nach dem Einfachen, nachdem das Komplexe Jüngel ins Nichts fallen lassen hat.

Mosebach hier, wie in "Das Beben", besessen von Indien, Frau Krass spiegelt Jüngel seinen eigenen Voyeurismus zurück.

Ach guck an. Teil 2 beschäftigt sich intensiv mit Luhmann‘s semantischem Code der Liebe.
Eine Frau die sich weigert in der Beziehung den Bund gegen die feindliche Welt einzugehen. Der Wettkampf der Desillusionierung.
Verweigerung der Inszenierung der Weiblichkeit. Hella, die nen Salat bestellt und ihm das Schnitzel vom Teller frisst.
Auch wenn es satirisch gearbeitet ist, wirkt es etwas miefig.

Nun im zweiten Teil. Der Roman spielt kurz vor dem Ende des Kalten Krieges. Ägyptische Waffenhändler.

Ralph Krass schwimmt mit der Strömung und hat Probleme zurückzukommen - gegen die Strömung zu schwimmen ist halt schwieriger.

Mosebach als barocker Allegorese-Fanatiker. Der Blick für die Untertanen schmerzlos. Lidewine zieht vom Leder. Alles Geld der Welt ist die Heuchelei nicht wert.

Ein geschäftlich eng verbundener Kreis um Krass.Ein Bootsausflug und die Suche nach einem geeigneten Anwesen auf Capri.Es bleibt satirisch,symbolisch aufgeladen.Kunst Input.Krass der Weltenverschlinger,der alles unterwirft. Ledevine die zunächst als Unterwanderung für Krass‘s Ordnung stand,fügt sich in dem Code und blasst aus.Es plätschert dahin.Die Bedeutungen schweben im Raum,unverbundenes Sammelsurium.

Ralph Krass mysteriös - reich - aufschneiderisch. Hierzu, er will alles kaufen. Kauft sich die Gesellschaft von Lidewine, die nur allzu gern darauf eingeht: Ein Abenteuer in Neapel, am Fuße des Vesuvs.

Mosebach dekadenziert über die Gesellschaft. Ein bitterböser Blick voller Allegorien und barockem Bedeutungsschmuck. Diese ungeschminkte, in sich melodiöse Form schließt sich gut zum Zeitgeistporträt zusammen.

Ich bin völlig fasziniert.
Habe Maldoror Assoziationen, glaube dass das ins Surrealistische gehen wird, eine Umkehrung von American Psycho? Eine fluide Frau, frei, nur im Augenblick, umgeben von Status, Macht und Symbolik.
Wer gewinnt das Spiel?
Hey Mosebach! So ne geile Nummer, hätte ich Dir nie zugetraut 🙌😬

Ob das gegen meine Leseflaute hilft?

Ein dicker Hecht namens Krass latscht durch Neapel und lässt seinen Lakaien Jüngel hin und her springen.

Die Zaubervorstellung erweist sich als von vornherein durchschaubarer Trick - und nun heißt es, das Genie des Mannes dennoch zu würdigen.

Wohlgebaute, vollendete Dekadenzliteratur, dick aufgetragen, quasi nach Pomade und Hugo Boss riechend, ach was sage ich, Old Spice.