Genia Hauser's Blog
May 1, 2016
Blutsauger
Irgendwann passierte etwas Furchtbares mit den Vampirgeschichten.
Früher waren es größtenteils Horrorgeschichten mit ein wenig Liebelei am Rande, jetzt sind es größtenteils Romanzen mit ein wenig Alibi-Action, damit sie nicht völlig als Schnulzen durchgehen. (Ich neige, im Übrigen, dazu, Buffy und Angel die Schuld zu geben. Die haben damit angefangen.)
Dann gibt man den zeitgenössischen Output des Genres völlig auf. Es gibt ja zum Glück einige betagte Bücher von hervorragender Qualität, allen voran I Am Legend. Es ist nicht nur der Pate von dem Vampiren-sind-ein-Virus-Konzept, das so ausgiebig (und zunehmend lieblos) ausgeschlachtet wird, es hat auch eine reizvolle philosophische Komponente (die in der Fresh-Prince-of-Bel-Air-Verfilmung durch das sinnbefreite Ende völlig verhunzt wurde).
Und wenn man denkt, dass Vampire, die glitzern, gewonnen haben, und sich in Sicherheit vor den Blutsauger wähnt, macht man den Fehler Die Saat von Guillermo del Torozu lesen. Aber ausschließlich in direkter Sonne, natürlich.
Früher waren es größtenteils Horrorgeschichten mit ein wenig Liebelei am Rande, jetzt sind es größtenteils Romanzen mit ein wenig Alibi-Action, damit sie nicht völlig als Schnulzen durchgehen. (Ich neige, im Übrigen, dazu, Buffy und Angel die Schuld zu geben. Die haben damit angefangen.)
Dann gibt man den zeitgenössischen Output des Genres völlig auf. Es gibt ja zum Glück einige betagte Bücher von hervorragender Qualität, allen voran I Am Legend. Es ist nicht nur der Pate von dem Vampiren-sind-ein-Virus-Konzept, das so ausgiebig (und zunehmend lieblos) ausgeschlachtet wird, es hat auch eine reizvolle philosophische Komponente (die in der Fresh-Prince-of-Bel-Air-Verfilmung durch das sinnbefreite Ende völlig verhunzt wurde).
Und wenn man denkt, dass Vampire, die glitzern, gewonnen haben, und sich in Sicherheit vor den Blutsauger wähnt, macht man den Fehler Die Saat von Guillermo del Torozu lesen. Aber ausschließlich in direkter Sonne, natürlich.
Published on May 01, 2016 12:02
•
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vampire
April 25, 2016
Klassische Lektüre Nr. 3 - Needs No Introduction
Der Ulmen/Tschirner-Tatort gestern Abend hat so viel Spaß gemacht, dass ich glatt vergessen hab, dass ich noch einen Klassiker frei von Kriegsthematik anpreisen wollte.
Der Roman ist in der Top 3 meiner besonders geliebten Werke. Er spaltet die Leserschaft entlang der Geschlechtergrenzen: effektiv alle Frauen lieben ihn, Männer (obwohl die wenigsten aus eigener Erfahrung sprechen) tun es als Schnulze ab. Filme und Miniserien und sogar Musical gibt es dazu. Ich stehe bei Leibe nicht allein da.
Dabei ist das Buch schon über 200 Jahre alt. Mal ehrlich, wieviel andere Bücher habt ihr gelesen, die so alt sind (Die Bibel zählt nicht)? Und dann leben die Protagonisten in einer Gesellschaftsschicht, die es noch nicht mal mehr gibt, nach den Regeln, die uns fast schon barbarisch erscheinen: Frauen ohne Chancen auf formelle Ausbildung oder einen gehobenen Beruf, erst recht ohne solchen Firlefanz wie Wahlrecht. Heiraten als einziges Lebensziel - schon bitter. Dazu kommen ihre Schicksalsschläge, über die wir in unserer post-68er Zeit nur Augen rollen. (Sie in 1803, den Tränen nahe: "Meine Schwester ist mit dem allergrößten Nichtsnutz abgehauen." Er in 2016, erleichtert: "Wenigstens hat sie ihn nicht sofort geheiratet...")
Trotzdem lese/höre ich es im Schnitt 1,5 mal im Jahr.
Wieso nur?
Meine persönlichen Gründe sind folgende:
1) Egal, was die Jungs so behaupten: Es ist keine Romanze, sondern eine Geschichte über eine junge Frau, die gerade ihren Charakter bildet und effektiv die wichtigste Entscheidungen in ihrem Leben tritt. Dass diese die Heiraterei betreffen, liegt nun mal daran, die die Arme nicht viel mehr machen darf, als zu entscheiden ob und wen...
2) Die Literaturwissenschaftler haben bestimmt zu Tode analysiert, dass es unterm Strich nur so und so viele Archetypen und Grundhandlungen gibt, da vertiefe ich mich auch gar nicht. Aber der Trick ist, dass das Schema "Mann trifft Frau, zuerst hassen sie sich, dann lieben sie sich" irgendeine tiefe, von Natur gegebene Sehnsucht in der Frau anspricht. Wer will schon nicht, dass so ein arroganter, hübscher Großgrundbesitzer einem seine ewige Liebe gesteht, damit man ihn erst eiskalt absägen und dann später (nachdem er durch den wohltuenden Einfluss der Liebe zu besserem Menschen geworden ist) doch (samt Großgrundbesitz) heiraten kann?
3) Was ich vermutlich als 1) hätte sagen sollen: der unglaublich frische Stil. Man liest, was Elizabeth denkt und sagt, aber man hört die ironische, aber dennoch wohlwollende Stimme von Jane Austin und hat das Gefühl, nicht nur die Heldin, sondern auch die Schriftstellerin kennen zu lernen.
Hallo, mein Name ist Genia und ich bin Pride and Prejudice-süchtig.
Der Roman ist in der Top 3 meiner besonders geliebten Werke. Er spaltet die Leserschaft entlang der Geschlechtergrenzen: effektiv alle Frauen lieben ihn, Männer (obwohl die wenigsten aus eigener Erfahrung sprechen) tun es als Schnulze ab. Filme und Miniserien und sogar Musical gibt es dazu. Ich stehe bei Leibe nicht allein da.
Dabei ist das Buch schon über 200 Jahre alt. Mal ehrlich, wieviel andere Bücher habt ihr gelesen, die so alt sind (Die Bibel zählt nicht)? Und dann leben die Protagonisten in einer Gesellschaftsschicht, die es noch nicht mal mehr gibt, nach den Regeln, die uns fast schon barbarisch erscheinen: Frauen ohne Chancen auf formelle Ausbildung oder einen gehobenen Beruf, erst recht ohne solchen Firlefanz wie Wahlrecht. Heiraten als einziges Lebensziel - schon bitter. Dazu kommen ihre Schicksalsschläge, über die wir in unserer post-68er Zeit nur Augen rollen. (Sie in 1803, den Tränen nahe: "Meine Schwester ist mit dem allergrößten Nichtsnutz abgehauen." Er in 2016, erleichtert: "Wenigstens hat sie ihn nicht sofort geheiratet...")
Trotzdem lese/höre ich es im Schnitt 1,5 mal im Jahr.
Wieso nur?
Meine persönlichen Gründe sind folgende:
1) Egal, was die Jungs so behaupten: Es ist keine Romanze, sondern eine Geschichte über eine junge Frau, die gerade ihren Charakter bildet und effektiv die wichtigste Entscheidungen in ihrem Leben tritt. Dass diese die Heiraterei betreffen, liegt nun mal daran, die die Arme nicht viel mehr machen darf, als zu entscheiden ob und wen...
2) Die Literaturwissenschaftler haben bestimmt zu Tode analysiert, dass es unterm Strich nur so und so viele Archetypen und Grundhandlungen gibt, da vertiefe ich mich auch gar nicht. Aber der Trick ist, dass das Schema "Mann trifft Frau, zuerst hassen sie sich, dann lieben sie sich" irgendeine tiefe, von Natur gegebene Sehnsucht in der Frau anspricht. Wer will schon nicht, dass so ein arroganter, hübscher Großgrundbesitzer einem seine ewige Liebe gesteht, damit man ihn erst eiskalt absägen und dann später (nachdem er durch den wohltuenden Einfluss der Liebe zu besserem Menschen geworden ist) doch (samt Großgrundbesitz) heiraten kann?
3) Was ich vermutlich als 1) hätte sagen sollen: der unglaublich frische Stil. Man liest, was Elizabeth denkt und sagt, aber man hört die ironische, aber dennoch wohlwollende Stimme von Jane Austin und hat das Gefühl, nicht nur die Heldin, sondern auch die Schriftstellerin kennen zu lernen.
Hallo, mein Name ist Genia und ich bin Pride and Prejudice-süchtig.
Published on April 25, 2016 03:46
April 20, 2016
Klassische Lektüre Nr. 2 - Vom Meister des Pazifismus
Wir bleiben zwischen den Kriegen. Nächstes Mal schreibe ich garantiert über irgendwas ohne Weltkriegsthematik - Ehrenwort.
Arc de Triomphe by Erich Maria Remarque
My rating: 5 of 5 stars
Einige Ausgaben von Arc de Triomphe haben den Untertitel „Ein Mann ohne Land“ und das ist es auf den Punkt gebracht.
Paris, 1939. Ravic ist vor der NS-Verfolgung in Deutschland geflohen. Er trinkt, operiert illegal für kleines Geld, untersucht Prostituierte auf Geschlechtskrankheiten und trinkt noch ein wenig mehr. So was wie Zukunft, oder genau genommen sowas wie eine Gegenwart, hat er nicht. Dann lernt er Joan kennen…
Nein, es wird nicht alles gut. Jedenfalls nicht für lange. Aber Ravic schafft es noch einmal zu lieben und Rache zu nehmen, bevor der Krieg ausbricht und er zusammen mit anderen Flüchtlingen interniert wird.
Was dieses Buch für mich besonders macht? Es beschreibt Menschen, die entwurzelt sind, ihre Heimat verloren haben, und nichts haben, woran sie sich noch festhalten können. In der Situation war ich, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, auch und das Buch half mir, diese Zeit durchzustehen. Geteiltes Leid, halbes Leid.
Abgesehen vom privaten Standpunkt find ich der Roman stilistisch sehr sauber, die Charaktere gut entwickelt, vielleicht ein wenig zu sentimental, und die Handlung plausibel. Seinen besonderen Charme bekommt er aber durch die Liebe zum Detail, mit der Remarque Paris und das Leben der Flüchtlinge beschreibt.
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Arc de Triomphe by Erich Maria RemarqueMy rating: 5 of 5 stars
Einige Ausgaben von Arc de Triomphe haben den Untertitel „Ein Mann ohne Land“ und das ist es auf den Punkt gebracht.
Paris, 1939. Ravic ist vor der NS-Verfolgung in Deutschland geflohen. Er trinkt, operiert illegal für kleines Geld, untersucht Prostituierte auf Geschlechtskrankheiten und trinkt noch ein wenig mehr. So was wie Zukunft, oder genau genommen sowas wie eine Gegenwart, hat er nicht. Dann lernt er Joan kennen…
Nein, es wird nicht alles gut. Jedenfalls nicht für lange. Aber Ravic schafft es noch einmal zu lieben und Rache zu nehmen, bevor der Krieg ausbricht und er zusammen mit anderen Flüchtlingen interniert wird.
Was dieses Buch für mich besonders macht? Es beschreibt Menschen, die entwurzelt sind, ihre Heimat verloren haben, und nichts haben, woran sie sich noch festhalten können. In der Situation war ich, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, auch und das Buch half mir, diese Zeit durchzustehen. Geteiltes Leid, halbes Leid.
Abgesehen vom privaten Standpunkt find ich der Roman stilistisch sehr sauber, die Charaktere gut entwickelt, vielleicht ein wenig zu sentimental, und die Handlung plausibel. Seinen besonderen Charme bekommt er aber durch die Liebe zum Detail, mit der Remarque Paris und das Leben der Flüchtlinge beschreibt.
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Published on April 20, 2016 12:56
•
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arc-de-triomphe
April 17, 2016
Der Post zum Sonntag
Das giveaway für mein Büchlein läuft noch drei Tage. Die Quoten zu gewinnen stehen grad so bei 10%, also gar nicht mal so übel => Es lohnt sich, mitzumachen.
Und für die, denen das zu konfus ist, ist ja noch das (ewig lange) Excerpt da...
Published on April 17, 2016 12:32
•
Tags:
genia-hauser, geschichten-über-kathrin
April 14, 2016
Auf der Suche nach was Leichtem oder wenigstens Fiktivem...
Um der Tiefe meiner gegenwärtigen Lektüre (s. unten) gerecht zu werden, sollte meine nächste einen gewissen Kontrast bilden. Soll entweder leicht und sachlich (z.B. Bill Bryson) oder gänzlich fiktiv sein (super Einschränkung).
Also (dachte ich mir), wenn fiktiv, dann mit einem ausreichendem Eskapismus-Potential, aber jetzt nicht unbedingt Fantasy oder sci-fi. Und dass schränkt ein. Daher mein (wie Baldrick sagen würde) "cunning plan": ich lese irgendwas semi-klassisches, z.B. Die drei Musketiere. Habe ich zwar schon irgendwann, aber ich kann mich an nicht viel erinnern - nur so viel weiß ich: mit den Verfilmungen aus Übersee hat die Handlung nur die Namen gemein.
Voll der durchdachte Plan, oder?
PS: Inzwischen haben sie den armen Churchill gefeuert...
Also (dachte ich mir), wenn fiktiv, dann mit einem ausreichendem Eskapismus-Potential, aber jetzt nicht unbedingt Fantasy oder sci-fi. Und dass schränkt ein. Daher mein (wie Baldrick sagen würde) "cunning plan": ich lese irgendwas semi-klassisches, z.B. Die drei Musketiere. Habe ich zwar schon irgendwann, aber ich kann mich an nicht viel erinnern - nur so viel weiß ich: mit den Verfilmungen aus Übersee hat die Handlung nur die Namen gemein.
Voll der durchdachte Plan, oder?
PS: Inzwischen haben sie den armen Churchill gefeuert...
Published on April 14, 2016 12:52
April 10, 2016
Wie geht das denn?
Als traurige Zelebrierung des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieges lese ich (bzw. lasse mir vorlesen)
.
Inzwischen verstehe ich auch, weiso ein Politiker den Nobel-Preis für Literatur bekommen hatte: Chirchill erzählt fesselnd und verständlich. Irgendwie fallen die Fakten, die man so aus Oberstufen-Geschichte noch im Kopf hat, auf ihren Platz auf dem Zeitstrahl der Geschichte und auf einmal versteht man besser, wie es zu diesem Krieg in seinen furchtbaren Ausmaßen gekommen ist. Man handelt sich von einem Kapitel zum nächsten, von einer unglücklichen, oder einer gut gemeinten, oder einer schlicht hirnrissigen Entscheidung zu der nächsten und sieht, wie alles quasi in Echtzeit vor die Hunde geht...
Als nächstes brauche ich was leichtes. Oder wenigstens fiktives. Vielleicht lese ich danach... irgendwas von Terry Pratchett.
Oder doch den Wälzer über den Zweiten Weltkrieg?
. Inzwischen verstehe ich auch, weiso ein Politiker den Nobel-Preis für Literatur bekommen hatte: Chirchill erzählt fesselnd und verständlich. Irgendwie fallen die Fakten, die man so aus Oberstufen-Geschichte noch im Kopf hat, auf ihren Platz auf dem Zeitstrahl der Geschichte und auf einmal versteht man besser, wie es zu diesem Krieg in seinen furchtbaren Ausmaßen gekommen ist. Man handelt sich von einem Kapitel zum nächsten, von einer unglücklichen, oder einer gut gemeinten, oder einer schlicht hirnrissigen Entscheidung zu der nächsten und sieht, wie alles quasi in Echtzeit vor die Hunde geht...
Als nächstes brauche ich was leichtes. Oder wenigstens fiktives. Vielleicht lese ich danach... irgendwas von Terry Pratchett.
Oder doch den Wälzer über den Zweiten Weltkrieg?
Published on April 10, 2016 12:15
March 30, 2016
Klassische Lektüre Nr. 1 "The Sun Also Rises"
Wie man merkt, arbeite ich mich weiter durch meine liebsten Bücher - also die, die ich mindestens viermal gelesen habe und vermutlich mindestens viermal bis zum Ende meines Lebens lesen werde. Mindestens.
Heute gibt es einen "Kathegorienwechsel."
=======================================
The Sun Also Rises by Ernest Hemingway
My rating: 5 of 5 stars
Es gibt Bücher, die liest man alle paar Jahre wieder und jedes Mal mit einem andern Fokus. Bei "The Sun Also Rises" (im deutschen auch als "Fiesta" bekannt) ist es mal die unerschütterliche Trinkfestigkeit, mal die Schäden, die der Erste Weltkrieg in den Menschen angerichtet hat, im Vordergrund. Ein anderes Mal ist es so eine Art personifizierter Reiseführer für Paris und die Pyrenäen irgendwann zwischen den Kriegen, inklusiver einer Eineitung zum Stierkampf. Und mal ist es eine traurige Liebesgeschichte.
Erzählt ist es alles in der messerscharfen, klaren, einfachen Sprache, für die Hamingway bekannt ist. Ein Buch fürs Leben.
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Heute gibt es einen "Kathegorienwechsel."
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The Sun Also Rises by Ernest HemingwayMy rating: 5 of 5 stars
Es gibt Bücher, die liest man alle paar Jahre wieder und jedes Mal mit einem andern Fokus. Bei "The Sun Also Rises" (im deutschen auch als "Fiesta" bekannt) ist es mal die unerschütterliche Trinkfestigkeit, mal die Schäden, die der Erste Weltkrieg in den Menschen angerichtet hat, im Vordergrund. Ein anderes Mal ist es so eine Art personifizierter Reiseführer für Paris und die Pyrenäen irgendwann zwischen den Kriegen, inklusiver einer Eineitung zum Stierkampf. Und mal ist es eine traurige Liebesgeschichte.
Erzählt ist es alles in der messerscharfen, klaren, einfachen Sprache, für die Hamingway bekannt ist. Ein Buch fürs Leben.
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Motivationstraining
Heute kommt eine neue Folge Agents of SHIELD. Der Tag ist gerettet.
Published on March 30, 2016 09:56
March 24, 2016
Fangirl-Lektüre Nr. 3 "Vertigo", ein Shadowrun-Roman
Vertigo by Maike HallmannMy rating: 4 of 5 stars
Das ist wohl wahr, "Vertigo" ist kein typischer Shadowrun-Roman. Die Frage ist eher, ob jeder Shadowrun-Roman vor Testosteron triefen muss.
Klar, hat das Buch was von einem Mädchenroman, aber das ist nur konsequent von der Autorin, da sie eine Ich-Persepktive eines Mädels Anfang zwanzig gewählt hat. Wieso soll es solche Leute nicht in den Schatten geben? Die Sechste Welt ist ja nicht nur mit männlichen Desperados bevölkert. Und Vertigo ist trotz allem eine Vollblut-Runnerin, inklusive fieser Einbrüche, Gewaltbereitschaft und Paranoia. Die Sichtweise einer Katzenschamanin ist auch sehr gelungen. Daher Hut ab vor Maike Hallmann, dass sie eine solche Figur aufs Parket gebracht hat.
Ich finde es außerdem ganz erfrischend, dass es einen Runner gibt, der noch Kontakte zu der heilen Welt in Form seiner Familie hat, und dabei ist es unerheblich, dass der Runner weiblich ist.
Natürlich nervt Vertigo und kriegt im Privatleben nichts auf die Reihe, aber man kann sich herrlich darüber amüsieren, dass sie so schön blöd ist (vielleicht aber nur, wenn man mal selber ein blödes Gör gewesen ist und bereit ist das Buch nicht zu ernst zu nehmen? Ich finde es unterhaltsam).
Die Handlung finde ich eigentlich ganz OK, wenngleich sie doch ein wenig von der Gefühlswelt der Protagonistin in den Hintergrund gedrängt wird (dafür dann doch den einen Stern Abzug).
Fazit: Ein Shadowrun-Roman, der nicht nur Action, sondern auch ein wenig Romanze hat, die wohlgemerkt eher in Schlägerei (oder Androhung solcher) als in Kuscheln zum Ausdruck kommt, dem Flair der Sechsten Welt tut es keinen Abbruch.
Außerdem gibt es ein paar viel versprechende Cross-Overs zu den Anderen Bücher von Fr. Hallmann. Z.B. was hat es denn mit Juan und Jaywalker auf sich? Ich warte auf einen vierten Band. Bitte!
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Fangirl-Lektüre Nr 2 "Smoke Bellew"
Smoke Bellew by Jack LondonMy rating: 5 of 5 stars
Dies ist eine meiner liebsten Abenteurergeschichten, die ich zur Freude und Abwechslung in drei Sprachen gelesen habe.
Jack London muss man lassen, dass wenn er ein Land und seine Menschen beschrieb, er es schaffte, genau das einzufangen, was diese Zeit und diesen Ort von all den anderen unterschied. Bei den Erzählungen aus der Zeit des Goldrauschs in Alaska hört man förmlich den Schnee unter den Schuhen knirschen und die Schlittenhunde bellen. Der erfinderische Smoke und sein fröhlicher Kumpel Shortie erleben Höhen und Tiefen des harten Goldgräber-Lebens und ich glaube jedes Mal, wenn ich das Buch aus der Hand lege, dabei gewesen zu sein.
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Published on March 24, 2016 11:35
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Tags:
jack-london, review



